Wir (Cornelia Lorenz und Verena Eichhorn) trafen uns am 15. März 2024 mit Christine Höhne, die viele Jahre Lehrerin, Chair, Volunteer und Seele der GHLS (German Heritage Language School) war, für ein kleines Interview. Ihre Mutter Gerta Josenhans gründete 1987 die Deutsche Schule in Halifax.

Kannst du dich an die Zeit erinnern, als deine Mutter die Deutsche Schule in Halifax gründete? Was hat sie dazu inspiriert, sie zu gründen? Wie waren die Anfänge?

Meine Mutter hat bei Dalhousie im German Department gearbeitet. Als die kleinen Enkelkinder, mit denen sie Deutsch gesprochen hat, weggezogen sind, hat sie beschlossen, sie würde gern weiter den Kontakt mit Kindern auf Deutsch halten und hat dann mit anderen Eltern und Großeltern die Deutsche Schule gegründet. Sie hatte Verbindung zu so vielen Deutschen und andere (Groß-)Eltern haben mitgemacht. Das Lehrmaterial hat sie teilweise von Dalhousie bekommen und Graduate Students haben geholfen zu unterrichten.

Die Deutsche Schule war in ihren Anfängen sehr klein und familiär. Wir waren zuerst in der Lutherischen Kirche, wo wir Räume für wenig Geld mieteten.

 

Wie hat die Leidenschaft deiner Mutter für die deutsche Sprache und Kultur dein eigenes Leben beeinflusst?

Meine Mutter hat das Interesse vieler, wie auch meines und das meiner Geschwister, für die deutsche Sprache und Kultur beeinflusst. Es war unser Lebensstil. In unserem Haus gab es zum Beispiel einen Lesezirkel auf Deutsch, die Feste, wie Weihnachten, wurden alle nach deutschen Traditionen gefeiert. Ich bin dann mit 20 nach meinem Bachelor nach Deutschland gezogen, um mich dort um meine Großeltern zu kümmern. Ich habe 9 Jahre in Tübingen gewohnt, das war die Hippie-Zeit. Dort habe ich auch meinen Mann Dieter kennengelernt, der später mit mir nach Kanada kam.

 

Was hat dich dazu bewogen, sich ehrenamtlich an der Deutschen Schule zu engagieren?

Mein Mann und ich lebten zeitweise in Winnipeg und in Sudbury und haben dort bei den Deutschen Schulen mitgewirkt. Ich stand in ständigem Kontakt zu meiner Mutter und wir haben uns darüber ausgetauscht, wie man die deutsche Sprache und Kultur weiterführen kann. Als wir nach Halifax zurückgezogen sind, war es für mich keine Frage, dass ich mich an der Deutschen Schule meiner Mutter engagiere.

 

Wie hat sich die Deutsche Sprachschule deiner Meinung nach seit ihrer Gründung bis zum heutigen Tag entwickelt und verändert?

Natürlich ist die Schule mit den Jahren moderner geworden, auch später als eine jüngere Generation ins Board und in die Administration kam. In den 90er Jahren haben wir angefangen, Erwachsenenklassen anzubieten. Durch meine Mitgliedschaft Anfang der 90er Jahre in der KVDS (Kanadischer Verein deutscher Sprachschulen) bekamen wir auch Kontakt zur deutschen Regierung. Um von der ZfA (Zentralstelle für das Auslandsschulwesen) Unterstützung zu bekommen, mussten wir auch professioneller werden, mehr Unterrichtszeit anbieten und konnten dann später auch das Sprachdiplom (ab 2014/2015) anbieten.

 

Gibt es Unterschiede in der Art und Weise, wie die deutsche Sprache und Kultur heute im und außerhalb des Unterrichts behandelt werden?

Was sich nie verändert hat war, dass die großen deutschen Feste (Laternenfest und Nikolausfeier) damals wie heute gefeiert werden. Sie sind ein wichtiger Teil der Deutschschule.

Das rote Büchlein mit den Weihnachtsliedern haben das Board mit meiner Mutter und mir Ende der 80er Jahre zusammen gemacht, es wird heute noch benutzt.

Zunächst waren Veränderungen gewöhnungsbedürftig, aber immer zeitgemäß. Wir hatten und haben immer ein Krippenspiel bei unserem Nikolausfest. Ich habe es im Verhältnis zu dem meiner Mutter modernisiertund mittlerweile hat es sich an die gegenwärtige Zeit angepasst. Das wiederholt sich immer wieder.

 

Gibt es besondere Ereignisse oder Meilensteine im Zusammenhang mit der Deutschen Sprachschule, die Dir besonders in Erinnerung geblieben sind?

Ein besonderer Höhepunkt war unsere 30. Jahresfeier, die wir im Herbst 2017 sehr schön in Räumen der Dalhousie Universität gefeiert haben. Wir hatten damals Geld von der ZfA für die Feier und auch für das Erstellen eines Videos über die Geschichte der Deutschen Schule bekommen. Viele Ehemalige und unsere Fachberaterin aus Deutschland kamen zu diesem Fest.

 

Gab es Herausforderungen oder Hindernisse, mit denen die Deutsche Schule konfrontiert war?

Es gab immer Herausforderungen und Hindernisse, wie zum Bespiel, dass wir immer wieder neue Räume finden mussten. Einmal, weil Kinder Mandarinen an die weiße Wand geschmissen hatten. Wir haben irgendwie immer alles gemeistert und ich wünsche der Deutschen Schule, dass das in Zukunft auch so bleibt.

 

Was erhoffst du dir von der Deutschen Sprachschule in Halifax als bleibendes Vermächtnis?

Viele Sachen, von denen, die meine Mutter angefangen haben, leben weiter. Das ist die deutsche Kultur, das ist das Essen, das ist Musik, das ist Spielen, das ist Sprache. Genau wie Feste feiern und zusammen sein und sich aneinander freuen.

Der Gedanke meiner Mutter, mit der Deutschen Schulen das deutsche kulturelle Erbe der ersten Siedler (Heritage) mit der modernen Sprache (Language) und dem modernen Leben zu verbinden, war und sollte immer der Leitgedanke der Schule sein.

Die Dinge passen sich an die Zeit an, werden moderner, ändern sich ein bisschen und bleiben daher erhalten. Ein bisschen wie im Märchen: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute (und sprechen Deutsch).


von links: Verena Eichhorn, Christine Höhne, Cornelia Lorenz.